Podcast mit Publikum mit Franziska Sellmann

Show notes

Folge 11 Lernbegleitung & Authentizität

Dieses inspirierend authentische Gespräch zwischen Silke und Franziska Sellmann klingt immer noch lebendig in uns nach und wir freuen uns riesig, es jetzt mit euch teilen zu können.

Franziska arbeitet als Lehrerin an der Nelson-Mandela-Gesamtschule in Bergisch Gladbach, die 2023 den Deutschen Schulpreis gewann. Sie leitet außerdem zusammen mit Mailin Hommel an der Uni Göttingen ein Lernreise-Seminar (LERNREISE 3.0), das erfolgreich den Spirit von der LernKulturZeit in die Lehrer*innenausbildung trägt und gleichzeitig begleitet sie eine weitere Gruppe, die eine Europa-Reise zu inspirierenden Lernorten plant. Achja, und vor kurzem hat sie auf LinkedIn einen kraftvollen Brief an die Bildungsministerin von NRW Dorothee Feller veröffentlicht und darin auf mangelnde Ressourcen für Schulentwicklung aufmerksam gemacht.

Spannende Gesprächspartnerin? Finden wir auch!

Silke und Franziska sprachen über die unterschiedlichen Modi „Lehrerin“ und „Lernbegleiterin“, wie bewusst und unbewusst Franziska dazwischen switcht und wie sie die Balance findet, ihren Schüler*innen viel zuzutrauen, aber auch nicht alleine zu lassen.

Eine Folge für alle, die grad eine Portion Mut und Inspiration gebrauchen können, um zu der Lehrperson/Lernbegleiter*in zu werden, die sie wirklich wirklich sein wollen.

Franziskas Blog https://findpenguins.com/lernkulturzeitreise/trip/lernkulturzeitreise

Prinzip Lernreise https://www.prinzip-lernreise.de/

Kreidestaub e.V. https://www.kreidestaub.net

Nelson Mandela Gesamtschule https://nelson-mandela-gesamtschule.de/

Bildungscafé (Sei beim nächsten Mal live dabei und stelle deine Fragen!) https://www.lernkulturzeit.de/veranstaltung/bildungscafe/

Show transcript

[Sprecher 2]

Ja, hallo und herzlich willkommen zu unserem Bildungscafé im Juni, unserem Podcast mit Publikum. Und ich begrüße ganz herzlich Franziska bei mir. Franziska Sellmann.

Hallo, Franzi. Hallo. Ja, schön, dass du heute dabei bist als Lernbegleiterin aus der Praxis.

Und wir werden ein bisschen ins Gespräch kommen über dieses Thema, was mich und uns antreibt, wenn wir uns mit der Zukunft des Bildungswesens beschäftigen und uns immer wieder die Frage stellen, was heißt es denn heute mit diesen jungen Menschen an diesem Ort Schule zu sein? Und Franziska, du hast eine ganz normale Ausbildung gemacht als Lehrerin. Würdest du dich heute als Lehrerin bezeichnen oder als Lernbegleiterin?

Und seit wann, wenn es einen Wechsel gibt, seit wann ist es so und was hat dazu geführt?

[Sprecher 1]

Also tatsächlich, wenn ich irgendwo schreiben muss, was ich bin, dann stehe ich mittlerweile immer vor diesem Moment, wo ich was tippe und wieder was wegschreibe und wieder was hintippe, weil es tatsächlich für mich nicht mehr ausreicht, nur Lehrerin hinzuschreiben. Und nur Lernbegleiterin reicht mir manchmal aber auch nicht. Meistens schreibe ich beides.

Und dass aber die Lernbegleiterin dazugekommen ist, das würde ich sagen, ist vor zwei Jahren ungefähr so entstanden. Ja, so fühlt es sich für mich auf jeden Fall runder an. Und ich würde sagen, ich bin auch beides tatsächlich, ja.

[Sprecher 2]

Das würde mich ja mal interessieren, wenn du sagst, du bist beides, was macht denn den Unterschied aus? Also ist das für dich wie so ein innerer Shift? Jetzt bin ich Lehrerin, jetzt bin ich Lernbegleiterin.

Was ändert sich denn da? Ist das irgendwie nur so eine Schranke im Kopf? Stehst du dann anders da?

Wie nah oder fern fühlst du dich mit deinen Schülerin? Tust du ganz andere Dinge? Denkst du ganz andere Dinge?

[Sprecher 1]

Also zunächst mal bin ich in einem System, was ja weiterhin Lehrerinnen hat und Schülerinnen. Und wir in vielen Momenten in der Schule auch noch Lernsettings haben, die ganz klassisch sind. Und alle anderen in meiner Umgebung würden sich, oder viele würden sich auch als Lehrerin, glaube ich, bezeichnen.

Und somit haben wir immer noch so ein hierarchisches Miteinander, wenn auch schon mehr auf Augenhöhe. Aber dennoch ist da noch ein Teil, der irgendwie so einen alten Glaubenssatz hat, wie die Lehrerin Rolle zu sein hat. Und gleichzeitig versuche ich aber in meinen Fächern, und das ist egal, ob das Spanisch, Sport, Darstellen und Gestalten oder Projekt ist, schlüpfe ich dann eigentlich, sobald ich in die Klasse komme, schon in die Lernbegleitende Rolle.

Und das ist mal mehr und mal weniger. Also im Lernen im Projekt ist natürlich ganz klar, da bin ich eine ganz klare begleitende Person, die so viel hilft, die nötig und so wenig wie möglich. Ich komme mir dann manchmal vor wie eine Person, die eher so aufräumt, die alles wieder so zusammenkehrt und im richtigen Moment dann sagt, jetzt lass uns mal gucken, was haben wir denn eigentlich schon, und dann ziehen alle wieder so los.

Aber klar, im Spanischunterricht mit dem klassischen Bucharbeiten, dann gibt es doch viel mehr Frontalsituationen. Und dann habe ich das Gefühl, jetzt bin ich wieder eine Lehrerin. Interessante Frage, habe ich so konkret auch noch nicht drüber nachgedacht.

Das switcht tatsächlich am Tag mehrfach, würde ich sagen, ja. Ja, schon. Aber zum Beispiel eben hatte ich das Gefühl, selbst auf dem Schulhof, da hatte ich eine Pausenaufsicht, da hatte ich das Gefühl, jetzt bin ich irgendwie doch mehr Begleiterin als Lehrerin.

Also irgendwie hatte ich das Gefühl, ich bin gerade mit einer ganz offenen Haltung da und SchülerInnen kommen zu mir und wir erzählen einfach ein bisschen. Und es ist ein Zuhören, ein Offensein für das, was da ist. Und kein Ermahnen, dass von oben herab Regeln einhalten müssen.

Ich weiß nicht, ob das richtig beschrieben ist. Aber da habe ich dann so eine nähere Beziehung, was Offenes. Und dann bin ich auch nur so, ich fühle mich dann ein bisschen wie so am Rand.

Aber trotzdem da, wenn es nötig ist. Ich weiß nicht, ob das...

[Sprecher 2]

Ich finde es gerade super spannend, so als wäre Lehrerin sein damit verbunden, dass ich eben nicht auf Augenhöhe bin, sondern wie so ein bisschen distanzierter, ein bisschen weiter weg, auch so mehr Anweisungen gebe, also viel mehr strukturiere.

[Sprecher 1]

Ich bin auch inhaltlich als Lehrerin den SchülerInnen immer einen Schritt voraus. Also im besten Fall weiß ich immer ein bisschen mehr als sie. Und in der lernbegleitenden Rolle kann ich da nicht sicher sein, ob ich wirklich mehr weiß.

Also wenn jemand an einem Projekt arbeitet mit einer Forschungsfrage, mit der ich mich auch noch nie beschäftigt habe, dann kann ich nicht schon mir vorher alles Wissen angeeignet haben. Dann kann der Moment kommen, wo ich sage, ich weiß es auch nicht, aber hast du eine Idee, wie wir darauf kommen, wie wir eine Antwort bekommen? Wo können wir danach suchen oder wen können wir fragen?

Oder hast du schon mal das und das probiert? Wenn nicht, kann ich dir zeigen, wie man eine Recherche dazu macht oder so. Und dann bin ich auch gleichzeitig auch nachher richtig interessiert an der Antwort.

Es ist dann wie so ein gemeinsames nach einer Lösung oder nach einer Antwort finden. Dann fühlt sich das an wie so ein Team, was sich gemeinsam auf den Weg macht.

[Sprecher 2]

Und dazu habe ich jetzt ganz viele Fragen. Wenn ich schon mal so eine Expertin aus der Praxis da habe, du hast ja gesagt, du switchst.

[Sprecher 1]

Ich glaube ja, unbewusst.

[Sprecher 2]

Ist es schwierig, diese Rollen zu wechseln? Und wenn ja, worin liegt die Schwierigkeit? Und wie ist das für die Schüler?

Weil die erleben dich ja zum Teil ganz unterschiedlich. Also je nachdem, ob sie mit dir jetzt Projektunterricht haben oder Spanisch.

[Sprecher 1]

Also mir fällt es nicht schwer, würde ich sagen, weil ich habe bis zum heutigen Tag darüber noch gar nicht nachgedacht. Das ist mir irgendwie so von der Hand. Es ist auch total situationsbedingt.

Ich glaube, was es authentisch macht, ist, dass es improvisiert ist, in dem Moment zu gucken, was braucht es wirklich? Also da ist jetzt das spanische Phänomen, was vermittelt werden will, vielleicht auch, weil es im Lehrplan steht. Und dann widmen wir uns dem doch mal, weil das Kapitel 5 das so möchte.

Und dann gebe ich mich dem auch als Lehrerin quasi so hin. Und an der anderen Stelle steht da plötzlich eine Frage, wo es kein Kapitel zu gibt. Und jetzt gehen wir gemeinsam auf diese Reise.

Und ich glaube, für mich ist es gerade so, also ich glaube, ich nehme mir die Freiheit auf jeden Fall raus, auch immer zu gucken, was braucht es gerade, damit es allen gut geht und damit alle an ihr Ziel oder an die Antwort ihrer Frage kommen. Ich habe ein paar SchülerInnen, die haben bei mir Sport, Spanisch und Projekt und Darstellen und Gestalten. Tatsächlich ein paar, die alle vier Fächer bei mir haben.

Und ich habe das Gefühl, irgendwo habe ich ja trotzdem meine Handschrift. Und mein Spanischunterricht ist vielleicht dann doch auch anders als ein anderer Spanischunterricht, weil es dann doch geprägt ist einfach durch die Haltung. Und ob es mir schwerfällt?

Also schwerfällt es mir nicht, aber ich merke, dass da irgendwo schon der Wunsch drinsteckt, dass ich mehr noch Begleiterin sein darf. Also ich wäre gern noch freier in dem, was ich da tue und würde mich da gern noch mehr ausprobieren. Und das ist, glaube ich, das, was manchmal anstrengend ist, dass auch die Räumlichkeiten, die Struktur, die Systeme, also dieser äußere Bereich, dem noch nicht gewachsen ist, was da im Inneren bei mir schon gewachsen ist.

Und da kollidiert es manchmal und das kostet Kraft.

[Sprecher 2]

Du bist ja an einer ganz normalen staatlichen Schule.

[Sprecher 1]

Ja.

[Sprecher 2]

Und hast auch da wahrscheinlich sehr viele ganz normale Lehrerinnen um dich herum.

[Sprecher 1]

Ganz individuelle, normale Lehrerinnen und Lehrer, ja.

[Sprecher 2]

Wie ist es denn so in eurem Team? Also ist das ein Thema? Ist das auch ein Thema, wie komme ich denn, weil du hast ja gesagt, wir kommen da gleich nochmal drauf, was ist denn diese Haltung, die da anders ist?

Und ein Stichwort hast du ja schon gesagt, mehr so dieses Mitforschen, auf Augenhöhe sein. Und gleichzeitig ist das ja nicht unbedingt zentral oder noch nicht zentral in der Ausbildung. Und Kinder brauchen ja auch manchmal so ein bisschen Struktur oder mal so einen Impuls.

Manche, manche vielleicht nicht. Was macht das denn für Reibungen im Kollegium? In den meisten Schulen ist es ja doch noch eher so, dass dieses klassische Rollenbild noch immer das ist, dem die meisten folgen.

Oder was Eltern wollen, was Schüler kennen und so weiter.

[Sprecher 1]

Das waren jetzt so viele Fragen. Jetzt bin ich auf eine eingegangen. Habe ich jetzt vergessen.

[Sprecher 2]

Wie es euch im Kollegium damit geht, ob das ein Thema ist, wie es den anderen Kollegen damit geht, Rollenbilder ändern, in eine andere Haltung zu kommen. Was macht diese Haltung aus?

[Sprecher 1]

Also vorab wollte ich gerne sagen, dass die Schule, an der ich bin, die existiert seit zehn Jahren. Also die war bis vor kurzem noch im Aufbau und hat auch damit geworben bzw. hat dadurch auch Lehrer und Lehrerinnen angezogen, dass wir schon innovative Konzepte umgesetzt haben.

Und das lockt natürlich auch eine gewisse Lehrerinnenschaft. Und wir sind ein verhältnismäßig junges Kollegium. Und meine Beobachtung ist, dass es ein paar gibt, die sich auf den Weg machen.

Es gibt ein paar, die sich ganz viel mit anderen Dingen, die in Schule alltäglich sind, so beschäftigt sind, dass da glaube ich auch gar nicht der Raum ist, sich über den Tellerrand da auch noch weiter mit zu beschäftigen. Und dann gibt es verschiedene Haltungen. Und es gibt welche, die Lieben zum Beispiel lernen im Projekt und andere, die mögen es nicht so gerne.

Und was das bei denen ist, kann ich dir nicht genau sagen. Das müssen die selber beantworten. Ich glaube, bei mir wurde so ein Kern getroffen mit Lernen im Projekt und der Lernbegleitung, weil ich das immer mochte, das, was offen ist und das, was kreativ ist.

Es hat für mich total was Künstlerisches und dieser komplett offene Zugang. Ich habe Improvisationstheater gespielt und das hat mir alles da irgendwie so in die Karten gespielt. Ich habe diese Freude auch an diesen Momenten, der kurzen Ohnmacht, oh Gott, was passiert jetzt gleich, und dann aber so ein Flow zu finden.

Und da gibt es verschiedene Typen Menschen. Es ist immer herausfordernd mit so einer Schülerschaft, die sehr divers und sehr heterogen ist, da auch jeden zu treffen und dem Fach dann auch gerecht zu werden. Und ich forsche da selber.

Ich glaube, seit sieben Jahren unterrichte ich das Fach und es ist für mich genauso ein Work in Progress wie bei den SchülerInnen auch. Ich entwickle jedes Jahr eine neue Idee, wie ich es denn jetzt schaffe, dass ich die alle motiviert bekomme, weil da läuft natürlich auch nicht alles rund. Und andere haben das vielleicht in anderen Fächern, dass sie da so diesen Forschungsdrang haben.

Und bei mir ist es Lernen im Projekt. Und deswegen ist es ganz schwer für mich. Also für mich ist es eine totale Leidenschaft.

Und so richtig weiß ich nicht, warum es die anderen nicht so packt. Und ich würde sagen, dass die, die sich auf den Weg machen, dass sich da an der Haltung was ändert und die bringen das auch ein und dann passieren auch kleine Dinge.

[Sprecher 2]

Ja genau. Und an der Haltung, was verändert, was ist das denn für eine Haltung, die sich da verändert?

[Sprecher 1]

Also für mich ist es einmal ein totales Wohl, was Wohlwollendes ist dabei, was Herzoffenes. Also wenn ich so wirklich bei mir beginne, dann gehe ich erstmal davon aus, dass jeder dieser Menschen in diesem Gebäude das Beste will und gut sein will und auch eine Lernfreude theoretisch mitbringt. Und die ist vielleicht überdeckelt durch Dinge, die zu Hause los sind oder dass die Strukturen nicht zu der Person passen und so weiter.

Und im Grunde ist erstmal alles akzeptiert. Also das klingt so, das ist vielleicht nicht die richtige Beschreibung, aber im Grunde nehme ich den Menschen erstmal so, wie er da ist und versuche erstmal so ganz unbefangen zu sein. Und das hatte ich glaube ich so in meinem Referendariat oder so, wenn ich hospitiert habe, da haben halt so viele Lehrerinnen, sieht man ja gar nicht unterrichten, wenn man so diesen klassischen Weg geht.

Bei denen, die ich gesehen habe, da hatte ich manchmal das Gefühl, da war schon so eine voreingenommene Haltung. Und dann merke ich, umso authentischer ich bin, umso mehr ich mich natürlich situationsbedingt zeige. Also wenn ich zum Beispiel in die Klasse komme und sage, ich komme gerade vom Schwimmen und ich merke, das ist mir gerade zu laut.

Oder ich merke jetzt, ich kann mich gerade nicht konzentrieren, um jetzt mit euch diesen nächsten Schritt zu gehen. Dann habe ich das Gefühl, dann kommt das irgendwie an. Wenn ich nur sage, seid leise, dann fehlt da irgendwie ein Teil und dann wird das eher ignoriert.

[Sprecher 2]

Also sowas wie eine offene, wertschätzende Haltung, relativ bewertungsfrei erstmal, ich nehme erstmal jeden so an, und auch sehr auf Beziehung ausgelegt. Also dass ich da auch als, oder du auch als Mensch auftauchen kannst. Nicht als die Person, die jetzt hier den Inhalt vermittelt, sondern eben auch Bedürfnisse hast und die auch kommunizierst.

Also von Mensch zu Mensch auf Augenhöhe.

[Sprecher 1]

Ich würde sagen, das ist eine Beziehung zu drei Räumen, oder zu drei Dingen. Einmal die Beziehung zu mir, also erstmal wahrzunehmen, wie geht es mir eigentlich gerade und was brauche ich, um jetzt gut einen Raum halten zu können. Um eine Lernatmosphäre überhaupt ermöglichen zu können.

Also ich als die, die irgendwie hier die Fäden in der Hand halten soll und die Verantwortung für eventuell 20, 30 Kinder hat. Und dann ist es, wenn ich das spüre und merke, was ich wirklich, wirklich brauche, das frage ich mich mittlerweile häufig, was brauchst du wirklich? Und wenn ich das klar habe, dann muss ich das manchmal auch gar nicht mitteilen, aber allein das zu wissen, hilft mir schon, ob ich jetzt zum Beispiel mit einer Entspannungsübung starte und wir machen ruhige Musik an und ich schenke dem Schüler in einer Minute Stille.

Oder ob ich sage, wir müssen irgendwie in die Energie kommen und rennen in der Turnhalle erstmal drei Runden. Und genau, und das gleiche ich natürlich ab und indem ich mir die Schülerinnen angucke, was brauchen die denn gerade? So meistens teilt, irgendwer teilt es immer mit, das ist natürlich dann auch subjektiv, aber man bekommt schon so eine Stimmung für, die im Raum sind.

Und dann der dritte Raum ist wirklich der äußere Raum, sich den anzuschauen und zu gucken, ist es hier warm, ist es hier gerade kalt? Ist es hier unordentlich? Können wir so überhaupt lernen?

Wie wollen wir denn eigentlich gerade lernen? Sind die Tische das Richtige oder schieben wir die beiseite und setzen es in den Kreis? Ja, und wenn ich diese drei Räume, nenne ich es jetzt mal, oder Bezüge so im Blick habe, dann float der Rest meistens von alleine.

Das ist mein Gefühl. Ja.

[Sprecher 2]

Ja, das ist schön mit den drei Räumen. Also der Raum zu mir, der Raum zu den Schülern, Beziehungsraum, und der Raum, also der Raum an sich, die Umgebung. Und jetzt hast du gesagt, ihr habt ja immer das Wohl der Kinder im Blick.

Ja. Was lernen die denn? Also wenn wir jetzt mal ein größeres, wie so das Bild nochmal so ein bisschen größer machen, den Raum mal so ein bisschen größer aufmachen.

Schule soll ja auf das Leben vorbereiten. Und jetzt haben wir eben schon gesagt, ja, da gibt es so einen Switch, also in meiner Rolle. Mal habe ich das Gefühl, ich bin mehr so im Lehren als Lehrerin.

Dann bin ich mehr im Begleiten. Gleichzeitig hast du aber gesagt, ich habe ja die Fäden in der Hand. Also egal, in welcher Rolle ich bin, ich nehme die Verantwortung.

Hier diesen Raum zu gestalten und ja auch mit einer Intention, dass die was daraus lernen. Wenn du jetzt mal schaust, die Kompetenzen die Kinder aus dem, was sie da bei dir in deinem Unterricht oder bei euch an der Schule erlernen und das mal vergleichst mit dem, was sie in der Gesellschaft erwartet. Was zahlt denn wo ein?

Also ich bleibe jetzt mal bei diesem Switchen, weil du gesagt hast, das ist bei dir so mal das eine, mal das andere. Und was sind die Kompetenzen? Also gibt es da wie so eine Wertung?

Du hast ja selber gesagt, ich wäre gern noch freier, ich würde gern noch mehr in diesem Offenen bleiben. Und jetzt mal hast du aber auch gesagt, und das Wohl der Schüler ist uns wichtig. Und wenn wir das mal in den Blick nehmen und du mal darauf schaust, was nehmen die denn da für Kompetenzen mit?

Das fände ich mal eine interessante Frage. Es interessiert mich, was du da siehst.

[Sprecher 1]

Also das Ziel, wo sie glaube ich aber auch noch wo wir nicht hinkommen, aber das übergeordnete Ziel sollte Handlungsfähigkeit sein. In meinen Augen. Indem sie egal welche Situation auftaucht, nicht den Kopf in den Sand stecken und verzweifeln oder denken, ich kann das nicht, sondern diese grundsätzliche Haltung haben, das bekomme ich schon hin.

Das ist zwar schwer, das ist jetzt ein richtiges Hindernis, eine richtige Baustelle, aber ich habe in der Schule Handwerkszeug an die Hand bekommen, womit ich weiß, dass ich komme zu einer Lösung. Ich kann das Problem irgendwie lösen. Und das kann sein, dass ich zum Beispiel in der Kommunikation viel gelernt habe und ich mich mitteile, wenn ich ein Problem habe und dann eine Gruppe zusammensuche und wir gemeinsam nach einer Lösung suchen.

Das kann ja, das Ein Beispiel, so ganz konkret?

[Sprecher 2]

Kommst du aus deinem Projekt?

[Sprecher 1]

Also aktuell will meine zehnte Klasse ein Abschlussheft gestalten für ihren Abschluss, wo sie in 20 Jahren noch dran denken können oder was sie dann aufschlagen können und sehen, ah, das war meine Schulzeit. Und dann sollen da Steckbriefe rein und Fotos sollen da rein und dies und das und es wird irgendwie immer größer und größer und dann aber zu merken, aber warte mal, wie kriegen wir das denn jetzt überhaupt gedruckt und was kostet das denn überhaupt und wer druckt das denn aus, wer gibt das in den Druck? Wie macht man überhaupt so ein Verhandlungsgespräch mit so einer Druckerei?

Wie teuer ist das denn und sollte ich vielleicht vorher mal in Erfahrung bringen, was so eine Seite kostet, damit ich mich nicht übers Ohr hauen lasse und solche Dinge. Und dann passieren diese Dinge, weil sie wollen ja dieses Abschlussheft haben. Und dann ist es nicht mehr ein Arbeitsblatt, wo draufsteht, jetzt berechne bitte mal, was kostet eine Seite und was kostet 30 Seiten und das mal 25 und wer muss wie viel geben und so weiter, sondern ja, dann gibt es den Projektunterricht und drei Leute sagen, wir gehen jetzt zur Druckerei und wir bringen das alles in Erfahrung und mit den Infos kommen wir zurück und machen eine Abstimmung, ob die Klasse sich das leisten möchte.

Und dann wird ja, im besten Fall haben sie in zwei Wochen dieses Heft in der Hand, was sie selber gestaltet haben, wo sie diese Idee hatten, wir wollen das machen und am Ende ist das Produkt da. Wir arbeiten mittlerweile, oder die meisten haben mit Canva gearbeitet, mit der App, wie man so eine Seite schön designen kann. Das heißt, da ist auch irgendwas Digitales dabei, was einigen noch ganz neu ist und ja, wie kriege ich das denn da drüber gesendet, also so auch diese administrativen Sachen, das muss nachher eine PDF-Datei sein und dann kann ich aber in der PDF-Datei keinen Fehler mehr korrigieren und so weiter.

Also so Dinge, die jeder irgendwie kennt, der mal versucht hat, irgendwas auszudrucken. Das ist jetzt ein Beispiel aus dem Projektunterricht gerade.

[Sprecher 2]

Und was die gerade dran sind und wo sie einfach sehr selbst organisiert auch Fehler machen dürfen und ihre Erfahrungen machen.

[Sprecher 1]

Und dann zu merken, dass man mit 25 Leuten ein gemeinsames Produkt erstellen kann, das funktioniert ja nur, wenn sich alle an die Zeiten halten, für die Abgaben, damit das in den Druck kann und so weiter. Also da arbeiten alle an einem Strang und das mitzubekommen, dass man das kann, dass man nachher auch in einem großen Team fähig ist, dass man Absprachen einhält und so weiter. Und das Pendant dazu zum Beispiel ist gerade, dass ich, wenn ich im Spanischunterricht stehe und ich so einen Hinterkopf habe, was so die KI und Chat-GPT mittlerweile kann, dann frage ich mich manchmal, kann das nicht zukünftig also spricht in Zukunft vielleicht nicht sogar einfach eine KI für uns?

Macht das gerade Sinn, dass ich den Subjunctivo noch beibringe? Also das ist wirklich manchmal so eine Frage, dass ich denke, was wäre, wenn wir jetzt hier eine KI hätten, die uns die Aufgabe, also wenn sie die Aufgabe mit nach Hause nehmen, ist die mit einem Klick erledigt? Weiß ich dann überhaupt, ob das die Schülerin gemacht hat oder nicht?

Bei uns gibt es keine Hausaufgaben, deswegen ist das nicht so ein großes Thema. Aber das beschäftigt mich. Und dann ist die Frage, wie kann in Zukunft mein Spanischunterricht aussehen?

Und welche Ideen gibt es da? Oder was ist da ein Learning, was sie in der Zukunft brauchen?

[Sprecher 2]

Aber kann man das nicht auf vieles übertragen, was wir gerade an fachlichen Inhalten vermitteln oder auch abfragen? Also per Knopfdruck kriegen wir die Antworten. Also die sind ja nicht selbst durchdacht oder durchdrungen.

Dann hat man sie halt auf Papier oder auf digitalem Papier. Aber dieser ganze Prozess, der zu so einer Erweiterung der Sprachfähigkeit führt, der zu einer elaborierten Antwort auf eine Frage zu einem Text führt, wenn es nicht nur um die Antwort geht.

[Sprecher 1]

Vielleicht, wenn ich noch mit einem Beispiel kommen darf. Tatsächlich im Spanischunterricht, die sollen eine Präsentation vorbereiten zu einem Land. Und dann ist natürlich die Frage, ja, dürfen wir denn ChatGPT benutzen?

Und dann habe ich gedacht, okay, was wäre denn wenn? Also sagen wir mal, ihr benutzt das und dann haben wir da diese Texte, von denen ich weiß, dass nicht ihr die formuliert habt, sondern ChatGPT. Und was braucht denn jetzt diese Informationsquelle, damit wir sie wirklich auch als wertvoll oder als Learning sehen können?

Also welchen Auftrag kann ich den SchülerInnen noch mitgeben, damit es nachher wirklich auch ihre Leistung in gewisser Weise ist? Also sie müssen im Grunde überprüfen, ob das stimmt, was da ChatGPT sagt. Und dann sollen sie ja einen freien Vortrag halten.

Das heißt, ChatGPT kann das nicht für sie sprechen. Sie müssen es ja trotzdem noch in ihre eigene Sprache bringen. Und da weiß ich natürlich auch, wo ihr Sprachniveau liegt.

Und wenn das jetzt so ganz komplizierte Sätze sind, die sie mir vorsprechen, von denen sie nicht mehr wissen, was sie da sagen, dann ist das nicht mehr ihr eigenes. Ja, dann ist das irgendwie so adaptiert. Also solche Fragen stellen wir uns.

Und dann habe ich irgendwann überlegt, was könnte die denn noch motivieren, was sie auch so von ChatGPT vielleicht auch nochmal so direkt da oder noch so ein bisschen erweitert. Und dann habe ich ihnen erzählt, dass ich ins Sabbathalbjahr gehe und dass ich reisen möchte, aber ich noch nicht weiß genau, wohin. Und sie haben die Challenge, mir die besten Orte in ihren Ländern rauszusuchen.

Das soll was Alternatives sein, also das kann ein Yoga-Retreat sein, das kann ein cooler Campingplatz sein oder ein Festival. Und dann habe ich plötzlich gemerkt, jetzt waren die Augen so am Strahlen und eine Challenge sowieso, also man kann irgendwie auch noch gewinnen. Wenn Frau Selmer nachher da hinreist und uns ein Foto schickt, dann habe ich auf jeden Fall gewonnen.

Und dann hatte ich plötzlich das Gefühl, jetzt bekommt diese Aufgabe auch so ein Leben und einen realen Bedarf, der plötzlich da war. Und ja, jetzt, dann fühlt sich das für mich auch schon wieder so, ja okay, damit kann ich jetzt gut gehen.

[Sprecher 2]

Du ziehst sogar in diese Überlegungen die Schüler mit ein, also sie selbst zu fragen, okay, wenn ihr ChatGPT nutzt, was ist denn dann das, was eure Lerndeistung ist?

[Sprecher 1]

Jetzt in diesem Gespräch habe ich das nicht getan, was mir aber aufgefallen ist, dass es gar nicht so vielen, das bei gar nicht so vielen so gängig ist, wie ich dachte. Also es haben sich, glaube ich, so vier gemeldet, die gesagt haben, ja, das mache ich schon oder ich kenne ChatGPT, ich nutze es eh. Also ich glaube, dass wir manchmal auch glauben, dass da schon viel zu viel in super professioneller Form genutzt wird und das wird es vielleicht gar nicht unbedingt.

Ja, und gleichzeitig merke ich, wenn ich auch darüber spreche, das ist nicht ausgereift, auch meine Gedanken dazu. Und das ist, aber auch da merke ich, da ist ein Prozess und da jetzt mal zu gucken, was sind die Ergebnisse und nach den Ergebnissen eigentlich dann drüber zu sprechen. War das denn jetzt euers oder ist es jetzt besser gewesen als vorher oder wäre der Vortrag anders gewesen ohne ChatGPT?

Spüren wir das, ob jemand es genutzt hat oder nicht? Also da so zu forschen, das finde ich spannend. Und dieses Tool ja im Grunde auch kennenzulernen und damit umzugehen zu lernen.

[Sprecher 2]

Und ich will noch mal zu unserer Anfangsfrage zurückkommen, also Lernbegleitung oder Lernbegleiterin oder Lehrerin. Haben wir denn überhaupt noch eine Chance mit diesen ganzen digitalen Assistenten im Klassenraum? Weil du hast ja gesagt, als Lehrerin bin ich immer so ein bisschen voraus oder ich weiß so ein bisschen mehr.

Wie ist es denn mit diesem Ganzen? Das ist wirklich die Frage, wenn du mir jetzt so diese Beispiele aus deinem Klassenzimmer erzählst, wo ich dann denke, ja okay, muss ich das dann nicht sowieso ändern? Sind wir dann nicht sowieso Forschende mit unseren Schülern gemeinsam?

Wie binden wir das jetzt in den Unterricht ein? Wie setzen wir das um? Sind wir dann nicht alle uns am gegenseitig begleiten und gemeinsam lernen?

Also es ist einfach eine Frage, die bei mir gerade auftaucht.

[Sprecher 1]

Ja, vielleicht ist es tatsächlich, umso schneller sich die Welt dreht oder die Ereignisse sich so überschlagen und umso eher kommen wir vielleicht dahin, dass wir prozessorientiert arbeiten und gar nicht mehr sagen können, das was vor drei Jahren war, das wird die nächsten zehn Jahre so sein und wir können die Pläne irgendwie immer weiterreichen, sondern dass wir da vielleicht mehr und mehr hinkommen. Also mit diesem Anspruch, immer up-to-date zu sein, kriege ich persönlich, ja da stoße ich an meine Grenzen, sowohl politisch auf dem Laufenden zu sein als auch technisch.

Also ich merke ja gerade, ich mache ja selbst diese ersten Erfahrungen mit KI und CGPT und merke, wow, da ist richtig viel möglich, aber ich bin ja gar nicht, ich bin noch nicht dafür fortgebildet genug, dass ich sagen würde, so und jetzt habe ich das alles hier durchschaut und kann es in vollem Maß nutzen.

[Sprecher 2]

Und ich glaube, in der Zeit, wo sich immer eine Fortbildung überlegt, ist schon wieder das nächste Modell raus und die KI. Das übersteht sich ja irgendwann.

[Sprecher 1]

Ja, ich glaube, dass es umso wichtiger wird, Situationen zu schaffen, wo wir wirklich ins Erleben kommen und ins Selberhandeln. Ja, und dass sowohl die SchülerInnen als auch die LehrerInnen darüber diese Erfahrung zusammenzusammeln. Trial and error.

Die Angst, die man hat vorher wahrzunehmen, ernst zu nehmen und dann aber auch zu sagen so und jetzt probiere es aus, könnte ja gut werden.

[Sprecher 2]

Okay, wir probieren es aus, es könnte ja gut werden. Wäre es okay, wenn wir mal schauen, ob es ein paar Fragen gibt, hier aus der Kaffee-Runde. Vielleicht hat sich jemand schon Notizen gemacht.

Das wäre jetzt der Punkt im Café, wo man so ein bisschen der launchigen, chilligen Musik so ein bisschen zuhört, sich mal zurücklehnt, so ein bisschen an seinem Cappuccino nippt und mal sich überlegt, ist ja interessant, was die Franziska da so erzählt hat. Was habe ich denn dazu für eine Frage? Und dann setzt man so sein Cappuccino ab und denkt so, oh ja, dann frage ich jetzt mal was.

Oder ich trinke noch was. Ja, dann ihr an den Kaffeetischen dürft euch einmischen. Ja.

[Sprecher 3]

Ich habe keine Frage, sondern du hast vorhin was ganz Schönes gesagt und da ist so ein Gedanke bei mir dann entstanden und ich würde den einmal in die Runde geben und fragen, was ihr dazu haltet. Und zwar ging es um Impro-Theater. Da hast du ganz kurz gesagt, dieser kurze Moment, Unsicherheit, Ohnmacht, oh Gott, was kommt jetzt?

Aber dann zu wissen, ich kriege das irgendwie hin. Und du Silke, hast vorhin gefragt, wie kommt das denn, dass sich einige auf den Weg begeben und andere aber noch nicht so auf den Weg begeben, so habe ich es verstanden. Und ich habe jetzt für mich gefragt, ist es vielleicht so ein Kontrollthema, Kontrolle nicht abgeben wollen können, Unsicherheit nicht aushalten können, weil das bedeutet es sich ja auf den Weg zu machen, nicht zu wissen, wo komme ich später an und vielleicht auch Wege zu gehen, die noch keiner zuvor gegangen ist.

[Sprecher 1]

Also mir kam gerade der Gedanke dazu da, dass er jetzt keine Frage war. Als du das gesagt hast, für mich steckt da wirklich so eine Spielfreude mittlerweile drin, an diesen Momenten des Nicht-Wissens, dieser Zwischenraum, wo nicht ganz klar ist, was passiert jetzt gleich? Das hat sich gewandelt, genau von dieser Unsicherheit, schaffe ich das, kann ich das, diese Angst, die dahinter steckt.

Und auch, ich kann diesen Kontrollverlust oder ich kann den, glaube ich, nur verlieren, wenn ich, also so habe ich das empfunden, wenn ich eine Rolle spiele, im Sinne von, wenn ich eine Lehrerinnenrolle habe und mich nicht mit allem authentisch zeige, dann kann ich dieses Gesicht verlieren. Dieses allwissende Gesicht, die Person, die mehr weiß als die anderen, die jemandem was beibringt, die alles unter Kontrolle haben soll. Und das kann ich nur verlieren, wenn ich das anhabe, weißt du, was ich meine?

Also wenn ich das ablege und authentisch bin und reinkomme und sage, ich bin auch noch nicht sicher, braucht es jetzt dies oder das, lass uns doch mal gucken. Und ich könnte, glaube ich, ganz gut das gebrauchen, dann kann ich nicht mehr so tief fallen, wenn ich mich schon so mit allem zeige.

[Sprecher 3]

Das finde ich ein gutes Bild. Du hast gerade gesagt, ist das gerade in meinem Kopf entstanden, so eine Art Maske, die man sich aufsetzt, so Lehrerinnenmaske. Und da habe ich mich auch gefragt, kriegen wir die Maske so im Studium irgendwie aufgesetzt?

So das ist das Bild, dem musst du entsprechen und das hast du zu erfüllen und wir nicht. Also ich habe im Studium totalen Druck gemerkt, so wow, das soll ich alles erfüllen. Ich bin doch nur ein Mensch, ich bräuchte ein ganzes Team, was das alles hier abkaspern soll.

Und dann soll ich noch im Referendariat das so live, mal eben so selbstlernend mir beibringen, wie geht das denn bitte?

[Sprecher 1]

Ja, sehr schön, dass du das sagst. Ich frage mich das manchmal, ob ich diese Maske anziehe und ob allen anderen, ob die in ihrer echten Rolle, ob die dann einfach so sind oder ob das, wie du sagst, uns irgendwann so, ob uns diese aufgezogen wurde. Das ist auf jeden Fall was, was mich beschäftigt, dass ich mich schon auch frage, passt diese Maske eigentlich zu mir, die ich da tragen soll?

Oder ich weiß auch gar nicht, wer hat es denn gesagt, dass ich die tragen soll? Oder kommt es auch daher, dass das die Glaubenssätze sind aus unserer eigenen Schulzeit? Und dass wir natürlich erst mal, wenn wir in eine Klasse kommen, das erste Mal irgendwie uns zurückerinnern an das, was wir erlebt haben.

Und also ich, das ist glaube ich ähnlich in der Erziehung, in Familien, dass man sich dabei ertappt und irgendwann denkt so, warum habe ich halt, warum will ich eigentlich das und das, dass meine Kinder das und das machen? Und irgendwann merke ich so, ach krass, das wollte eigentlich meine Mutter immer von mir. Aber es ist gar nicht vielleicht meins.

Und wenn wir uns das nicht genau angucken, was ist eigentlich ein Glaubenssatz, der schon immer so weitergetragen wurde und was braucht es eigentlich heute wirklich, dann sähe das vielleicht auch ganz anders aus. Weil wir reden ja auch immer über die, die dann die anderen, die diese Rolle und diese Maske aufhaben. Vielleicht redet jeder so.

Weiß ich nicht. Wäre interessant mal, einfach mal so rumzufragen. Hast du das Gefühl, du ziehst mit dem ersten Schritt in die Schule, ob du da eine Maske aufziehst.

Das würde mich, vielleicht könnt ihr was dazu sagen, wie ihr das auch alle tut.

[Sprecher 2]

Wenn die anderen noch überlegen dazu, weil du gerade gesagt hast Studium. Du machst ja auch, ich weiß nicht, ob ihr das im Moment noch macht mit der Marleen zusammen, diese Lernreise. Das heißt, ihr bietet ja auch ein Seminar an für Lehramtsstudierende.

Und da habe ich schon das Gefühl, da seid ihr wirklich mehr in der Begleitung. Also nicht so sehr die Ausbilder. Vielleicht kannst du dazu noch ein bisschen was sagen, weil das scheint ja auch so ein Setting zu sein.

Und Marcel hat ja eben gerade gesagt, in meinem Studium habe ich das Gefühl, mir wurde das so aufgezwungen oder so aufgedrückt. Und jetzt, ich weiß ja nicht, ob euer Seminar, die Lernreise, du kannst ja gleich nochmal drei, vier Sätze dazu sagen, was das eigentlich ist, ob das so wirklich eine Ausnahme ist oder ob sich da auch im Studium schon was verändert. Das heißt, fangen wir nicht schon an, da auch auf einer universitären Ebene umzudenken, dass solche Formate auch möglich wären.

[Sprecher 1]

Ja, also ich leite die Lernreise an der Uni in Göttingen noch aktuell. Und die Idee ist, wirklich auch ins Handeln zu kommen. Die planen quasi ihre eigene Reise zu verschiedenen innovativen Schulen Deutschlands.

Und die führen diese Reise dann auch selber durch mit Beobachtungsaufträgen. Und genau dieses Prinzip, das ist von Kreidesstaub, das haben Maileen und ich damals übernommen. Und was wir aber noch quasi ergänzt haben, ist diese, ja, eine veränderte oder eine neue Lern- und Beziehungskultur in dieses Seminar mit reinzubringen.

Und es ist tatsächlich so, dass ich in die Beschreibung reinschreibe, ich suche mutige Studierende, die Lust haben, über den Tellerrand zu blicken, die bereit sind, ja, alte Glaubenssätze liegen zu lassen und sich auf einen neuen Weg zu begeben. Und das Seminar, die kommen dann in den Raum und es läuft vielleicht ein bisschen Musik und es gibt eine Mitte. Und ich lade die Studierenden dazu erstmal ein, wenn sie Lust haben, ihre Schuhe auszuziehen, weil es könnte ja auch gemütlich sein.

Warum kann man nicht in einer gemütlichen Atmosphäre lernen und zusammenkommen? Und dann starten wir tatsächlich mit Check-in und mit einer Stille und mit einer Entschleunigung. Und dann gebe ich ganz viel Raum und höre eigentlich erstmal nur zu, in Bezug zu Schule, zu ihrer eigenen Schulzeit.

Und spätestens, ja, so nach der halben Sitzung, nach so einem halben Tag, kriege ich dann das Feedback, dass es hier doch alles ganz anders ist, als in jedem anderen Seminar. Und so war es zumindest die letzten zwei Semester. Und dieses Semester ist es das erste Mal so, dass ich gefragt habe, wer kennt schon das Triadensetting, das Zuhören?

Und es haben sich ein paar gemeldet und gesagt, das kenne ich aus dem und dem Seminar. Und da war ich so, wow, okay, jetzt tut sich wirklich was. Und das ist, ja, vielleicht in zwei Semestern schon sitze ich da und sage, wir machen Triadensetting und die stehen auf und setzen sich hin und fangen an vielleicht, ohne dass ich es erklären muss, wer weiß.

Also in kleinen Dingen habe ich schon den Eindruck, da tut sich was. Und gleichzeitig kriege ich nachher das Feedback, dass das Seminar, ja, schon einzigartig ist. Und dass alle Waffen irgendwie abgelegt werden können.

Es ist alles eine Einladung. Es ist nichts verpflichtend. Die dürfen immer auch von außen Beobachtung beobachten bei den Übungen.

Es geht viel um Persönlichkeitsentwicklung und Gruppendynamische Prozesse. Und das geht manchmal ziemlich unter die Haut. Und die Studierenden gehen aus dem Seminar raus und haben auch häufig neue Freunde gefunden und sagen, also ich war noch nie so schnell, so tief in Themen drin mit anderen Studierenden.

Und jetzt habe ich das Gefühl, ich habe so ein richtiges Team gefunden, mit dem ich sogar die nächsten Schritte gehen kann. Und ja, das motiviert mich, das weiterzumachen. Und tatsächlich ist es, wenn ich die Uni betrete, da bin ich zu 100 Prozent Lernbegleiterin.

Genauso wie du es sagst. Und da blühe ich auf. Da komme ich meistens hin, bin ein bisschen erschöpft, weil ich dann vielleicht sogar vorher in der Schule war und die lange Fahrt.

Und ich gehe mit immer mehr Energie raus, als ich reingegangen bin. Das ist wirklich, also das ist wie Wellness. Das macht richtig Spaß.

[Sprecher 2]

Ja, das hört man schon, wenn du darüber sprichst. Also alle, die jetzt den Podcast hören, sehen das natürlich nicht, aber wir sehen es jetzt gerade. Ja, das kommt rüber.

Verbindung schaffen und Entwicklung begleiten, das ist einfach für mich auch immer wieder eines der zentralen Elemente. Warum sollten wir sowas wie Schule haben? Es geht eben nicht nur um das Wissen.

Und wir wissen ja, psychologische Sicherheit braucht eben genau dieses Gefühl von verbunden sein und Gemeinschaft kreieren. Ich darf hier sein, ich muss nicht und so. Das sind schon total wichtige Elemente.

Und dann findet auch Entwicklung statt. Und das wollen wir ja eigentlich.

[Sprecher 1]

Ja, und auch diese eigene Initiative plötzlich. Also die Studierenden, jetzt letzte Woche habe ich die gesehen, die sagten dann, ja, das müssen wir gar nicht mehr machen, weil wir wollen uns sowieso noch mal treffen und dann besprechen wir das Ganze in Ruhe, da haben wir irgendwie mehr Zeit und dann machen wir dies noch und das. Und plötzlich habe ich gemerkt, ich werde so richtig überflüssig.

Und das ist, glaube ich, auch ein Punkt, das habe ich immer wieder bei mir beobachtet. In den Momenten, wo mir plötzlich langweilig wird im Unterricht, dass ich so denke, kann ich hier mal, du sagst so, hallo, hallo. Da denkst du ja erst oder erst springst du an, okay, ich bin irgendwie faul, ich unterrichte nicht, also ich bringe hier niemanden gerade weiter oder so.

Und dann aber zu merken, so zu sehen, ah, die sind alle mit sich beschäftigt und die sind richtig gerade in ihren Themen drin, die brauchen mich auch gerade wirklich nicht. Ich wäre wirklich, wenn ich die jetzt anspreche, würde ich die total in ihrem Fluss unterbrechen. Und das merke ich immer wieder, dass ich in Situationen komme, wo ich denke, okay, ich könnte jetzt, glaube ich, auch gehen und es wird gar nicht auffallen.

Und das ist natürlich dann auch, ja, bin ich dann überhaupt noch, braucht man mich überhaupt hier noch?

[Sprecher 2]

Ich glaube, das ist, glaube ich, jetzt wird es ein bisschen heißer, aber wir kommen an so zentrale Themen, warum das auch schwierig ist. Also ich habe ja was gelernt und ich habe ja auch gelernt, was zu wissen und in diesem Wissen gebraucht zu werden. Und auf einmal machen die das alles selber.

So, und dann stehe ich da. Was machst du denn dann? Langweilst du dich oder fängst du dann selber was an zu arbeiten?

Oder was machst du denn da? Wenn die anerkennen, können sie auch was arbeiten, oder?

[Sprecher 1]

Ja, genau. Also erstmal springt das, dieses Gedankenkarussell an, von dem ich gerade gesprochen habe, so, was ist das eigentlich gerade? Und dann beobachte ich.

Dann kommt auch so ein Moment von Genuss und so zu merken, so, aha, okay, dann entspanne ich halt mal so. Das ist doch super, gleich brauche ich mich eh, irgendwer braucht mich bestimmt wieder. So kann ich ja mal entspannen, also auch selber runterfahren.

Und dann, ja, wenn ich mich dann auch selber anstecken lasse und auch anfange, zum Beispiel, keine Ahnung, meinen Terminkalender zu bearbeiten oder so. Und ich bin dann in diesem Flow-Moment, dann bleiben die meistens auch in so einem Moment. Also das steckt dann auch wieder an und es gibt, glaube ich, ein Gefühl von Vertrauen.

Ah, okay, die kann gerade ihren Kalender machen und ist aber erreichbar, wenn wir sie brauchen. Und gleichzeitig überprüft die aber nicht die ganze Zeit. Die muss nicht die ganze Zeit irgendwie uns über die Schulter gucken, ob wir denn auch wirklich, wirklich, wirklich was machen und ob wir hier wirklich gerade lernen, sondern die lässt auch, ja, ich glaube, es hat auch was mit Loslassen zu tun und dadurch empowert man die, die dann was machen.

Und manchmal gehe ich rum und beschäftige mich. Manchmal setze ich mich dazu und höre zu. Ja, wird mir langweilig.

Also es ist ja, ja, auch das gibt es natürlich. Oder ich denke, jetzt kommt es. Dann gehe ich an die Tafel und schreibe irgendwas Kluges an und bereite den nächsten Schritt vor oder so, wenn ich es nicht aushalte.

Ja.

[Sprecher 2]

Ich finde es total schön, wie authentisch du da drin bist.

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